Ausstellung
"The Private is Public is Political"

Nach unserem veröffentlichten Open-Call im Dezember 2023 folgte die Ausstellung im Mai 2024.

Vernissage, 8. Mai 2024

Unter dem Titel "The Private is Public is Political" startete das Queer Museum Wien eine beispielhafte Ausstellung, die von 9. bis 26. Mai 2024 zu sehen war. Die Vernissage fand am 8. Mai um 18:00 Uhr statt. Die Ausstellung wurde organisiert vom Verein "HPV-Impfung jetzt!", der sich seit seiner Gründung im Mai 2023 aktiv für die Aufklärung über Humane Papillomaviren (HPV) und andere sexuell übertragbare Krankheiten in Österreich einsetzt. Der Verein kämpft gegen die gesellschaftlichen Tabus und Stigmata, die mit diesen Themen verbunden sind. Durch Aufklärung und öffentliche Diskussionen strebt der Verein eine Entstigmatisierung und eine bessere gesellschaftliche Akzeptanz dieser wichtigen Gesundheitsthemen an.

Die Ausstellung

Die Ausstellung "The Private is Public is Political" wirft ein kritisches Licht auf den prekären Zustand des Diskurses über sexuell übertragbare Krankheiten. Der thematische Faden der Ausstellung zeigt auf, wie tief ideologische und institutionelle Ansätze der Intimität in hegemonialen, heteronormativen Strukturen der westlichen Gesellschaften verankert sind und wie diese Strukturen einen scheinbar vorpolitischen Zustand suggerieren, der nach Belieben angenommen oder abgelegt werden kann.

Durch die künstlerische und kuratorische Auseinandersetzung mit diesem Thema versucht die Ausstellung, den Diskurs über sexuelle Gesundheit in die öffentliche Sphäre zu tragen und zur Diskussion zu stellen. Es geht dabei nicht nur um eine Reflexion, sondern auch um die konkrete politische Aktion und gesellschaftliche Aufklärung.

Open Call

Die Ausstellung präsentierte drei Kunstwerke, die aus einem Open Call des Vereins "HPV-Impfung jetzt!" ausgewählt wurden.
Teil der Jury zur Auswahl der geförderten Kunst(werke) waren (v.l.n.R.):

  • Daniel Hüttler (Kurator & Künstler)
  • Johanna Netzl (Expertin für Endometriose)
  • Eva-Maria Stadler (Leiterin Institut Kunst & Gesellschaft Universität für Angewandte Kunst Wien)
  • Andrea Brunner (Geschäftsführerin der AIDS Hilfe Wien)
  • Diana Riegler (Sexualpädagogin, nicht im Bild)

Die Kunstwerke

Gemeinsam

von Oliver Telegdy und Benjamin Gugerell

Bei „Gemeinsam.“ geht es um die Zweiseitigkeit des HPV-Virus. Die Übertragung des HPV-Virus erfolgt in der Regel durch sexuellen Kontakt zwischen zwei Personen.

Die Künstler haben sich für ein Konzept entschieden, das einerseits grafisch und andererseits skulptural den gemeinsamen Kampf gegen das Virus darstellt. Aufklärung und Impfung sind die wichtigsten Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus. Als Präventionsmaßname stellt die Spritze auch ein Symbol für Solidarität dar.

Eine Spritze besteht aus einer kegelförmigen Düse, einem zylindrischen Hohlraum und einem darin beweglichen Kolben. Der Kolben ist so konstruiert, dass die Spritze mit einem Daumen betätigt werden kann. Dieses Detail wurde aufgegriffen, um einen humorvollen Zugang zu legen. Der Kolben ist so gestaltet, dass er von mehreren Daumen „Gemeinsam.“ betätigt werden kann, um die Impfung möglichst schnell zu verbreiten und damit das Virus zu bekämpfen.

Die Farben der Spritzen sind bewusst so gewählt, dass der medizinische Aspekt in den Hintergrund tritt. Das Gesamtkunstwerk besteht einerseits aus drei Skulpturen, die so realistisch wie möglich wirken sollen, um zu zeigen, wie einfach die Verbreitung der Impfung sein könnte. Andererseits vermitteln die dazugehörigen Plakate eine verbale Botschaft:

Viral Threads

von Selina Rinösl und Simon Pfeifer

Das Projekt Viral Threads setzt sich mit dem Bewusstsein für und der Entstigmatisierung von humanen Papillomviren (HPV) und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) auseinander. Im Mittelpunkt stehen handgefertigte Balaclavas, die vergrößerten Mikroskopaufnahmen der Krankheitserreger nachempfunden sind und als zentrales visuelles Element des Projekts fungieren.

Jede Balaclava ist kunstvoll gestaltet, um verschiedene Stämme von HPV sowie Chlamydien, Syphilis, Gonorrhoe, HIV, Genitalherpes, Hepatitis B und Trichomonaden zu repräsentieren. So werden die sonst unsichtbaren Pathogene greifbar gemacht und Betrachter*innen eingeladen, sich mit der Unsichtbarkeit und gleichzeitigen Omnipräsenz von STIs auseinanderzusetzen. Besucher:innen können die Balaclavas auch selbst anprobieren. Dieser spielerische Zugang soll dazu beitragen, die Infektion bzw. das Leben mit STIs zu entstigmatisieren, einen offenen Dialog über STIs und sexuelle Gesundheit zu fördern und das Verantwortungsbewusstsein für die eigene (sexuelle) Gesundheit zu stärken.

Das Monster
unter dem Bett

von Sophia Niederkofler

Wir sind jung, verliebt und nichts kann uns stoppen. Wir wagen, jagen Sehnsüchte und die Nacht wird zum Abenteuer… teuer, teuer, teuer kommt es uns zu stehen. Es ist nicht nur der Funke, der überspringt, sondern ein Tabu oder ein Thema, das unters Bett gekehrt wird. Unter dem Bett lauert ein Ungeheuer, wir sprechen es nicht an, sagen seinen Namen nicht, werden rot oder schämen uns. Das Monster hat einen Namen, der ausgesprochen werden muss: HPV oder Humane Papillomaviren. Niemand sieht das Monster unter dem Bett, doch es betrifft alle! Die Installation “Das Monster unter dem Bett” spielt mit dem Alltäglichen und mit dem Unheimlichen. Das Bett wird in der Installation zum Symbol von Sexualität und Intimität, Ruhe, Rast und Geborgenheit. Darüber stülpt sich in der Installation die Realität von Geschlechtskrankheiten. Meist sieht man sie erst, wenn sie da sind. Das Monster wird unter dem Bett hervorgeholt, breitet sich aus und nimmt Raum ein. Das generische Ikea-Bettgestell Leivrik wird verschmolzen mit Ängsten, Hoffnungen, Bedrohungen und erhält eine neue undefinierbare Form.

Der Prozess hinter der Installation ist auch eine persönliche Auseinandersetzung der Künstlerin mit ihrer eigenen sexuellen Aufklärung. Leider musste auch sie feststellen, dass die Wichtigkeit der Impfung gegen HPV und die Möglichkeiten einer kostenfreien Impfung im Jugendalter an ihr vorbeigegangen sind. Mit ihrer Teilnahme an der Ausstellung versucht sie, sich mit Kunst im öffentlichen Raum einzusetzen, jungen Aktivist*innen Gehör zu schenken und Politiker*innen zu animieren, allen die Möglichkeit zu geben, sich vor Krebs und anderen Folgen von HPV zu schützen. Sophia spielt mit einer verschobenen Größenordnung. Eine Krankheit, die normalerweise für den Menschen nicht sichtbar ist, wird aufgeblasen, vergrößert und ins Zentrum gesetzt, bis sie nicht mehr übersehen werden kann.


Diese Werke, betreut von Paula Netzl und Lili Pick, spiegeln die vielfältigen Facetten der sexuellen Gesundheit ästhetisch wider und beteiligen sich durch künstlerische Strategien der Aufklärung und Entstigmatisierung am Diskurs.

Adresse: Queer Museum Wien, Baumgartner Höhe 1,
1140 Wien

Dauer: 9. Mai - 26. Mai 2024
Öffnungszeiten: Do + Fr 14:00-18:00 Uhr, Sa + So 14:00-20:00 Uhr
www.queermuseumvienna.com

Wir plädieren für bessere Bedingungen in der sexuellen Krankheitsprävention, für eine bessere Koordinierung von Aufklärungsmaßnahmen in Österreich und Europa!

Denn sexuelle Gesundheit darf nicht unleistbar sein!

Unsere Forderungen!

HPV-Impfung jetzt!

Wir haben "HPV-Impfung jetzt!" im Mai 2023 gegründet, um die Aufklärung in Österreich zu HPV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten voranzutreiben. In unserer täglichen Arbeit bauen wir Tabus und Stigmas ab und leisten Aufklärungsarbeit.

Seit unserer Gründung haben wir die erste österreichweite Jugendkonferenz zu HPV gehostet, den Internationalen HPV-Tag in Österreich organisiert, und maßgeblich an der Ausweitung der HPV-Impfung beteiligt.

Wir arbeiten aktiv mit Jugendvertretungen, Expert:innen aus der Medizin und Patient:innen-Organisationen zusammen, um eine junge Stimme in der österreichischen Gesundheit zu sein und unsere Perspektive bei Entscheidungsträger:innen zu vertreten.

Geschichte unserer Petition!